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  • AutorenbildGTA Journalistik am JAH DD

Plötzlich gehandicapt!

Aktualisiert: 24. Apr. 2020




Interview von Johanna Krabler, Klasse 8e



Meinem Interview-Partner ist über Nacht etwas so Schreckliches passiert, dass wir es uns nicht einmal in unseren schlimmsten Träumen vorstellen können. Er konnte von einer Stunde auf die andere nichts mehr bewegen und auch seine Atmung setzte aus, so dass er beatmet werden musste.

Er leidet an einer Krankheit, die so unerforscht ist, dass sie keinen Namen trägt.


Wann begann deine Erkrankung und wie müssen wir sie uns vorstellen?


Es war ein ganz normaler Morgen, Mai 2019, und ich wollte gerade zur Schule gehen, als mein Nacken so sehr anfing wehzutun, dass ich mich ins Bett legen musste. Als ich bemerkte, dass ich meinen Kopf nicht mehr drehen konnte, rief mein Bruder den Notarzt. Auf dem Weg ins Krankenhaus konnte ich dann weder Arme, noch Beine bewegen und das Atmen fiel mir schwer. Ich war so überfordert mit der Situation, da ich nicht richtig mitbekam, was da gerade mit meinem Körper passiert.

Wie ging es im Krankenhaus weiter?


Ich lag zwei Wochen im Krankenhaus, in denen bei mir eine Blutwäsche, sowie eine Auto-Immunbehandlung gemacht wurde, um herauszufinden, was ich habe. Zu der Zeit musste ich künstlich beatmet werden. Alle Behandlungen waren leider ohne Diagnose, keiner wusste was ich habe. Erst später in der Reha wurde mir erklärt, dass ich eine Stoffwechselstörung in den Gefäßen des Rückenmarkeingangs habe.


Welche Stufen der Reha musstest du durchlaufen?


Ich musste erstmal zweieinhalb Monate auf die Krankenhaus Intensiv Station der Rehaklinik mit künstlicher Beatmung. Als ich nun endlich wieder selbstständig atmen konnte, wurde ich auf eine normale (periphere) Station verlegt. Meine Therapeuten von der Krankenhausstation konnte ich zum Glück behalten.


Wie sah dein Therapieplan aus und welche Therapie hat dir am meisten geholfen?


Ich habe alle möglichen Therapien durchlaufen, würde jetzt aber die wichtigsten nennen. In der Ergotherapie wurde mir vor allem gezeigt, wie ich durch systematische aktive Bewegungen meiner gelähmten Körperseite wieder handlungsfähiger und selbstständiger werde. Bei der Physiotherapie wurde gezielt an meinen Bewegungsstörungen gearbeitet. Die Logopädie hat mir dabei geholfen, wieder besser atmen und sprechen zu können. In der Musiktherapie lernte ich meinen Körper und meine Stimme wieder besser wahr zu nehmen und in der Sportterapie konnte ich meine Kondition aufbauen. Es gibt keine Therapie, die mir „am meisten“ geholfen hat, die Therapien haben alle zusammengewirkt, um mir eine optimale Genesung zu gewährleisten.

Welche Menschen haben dich während dieser Zeit am meisten unterstützt?


Meine ganze Familie stand hinter mir, aber vor allem meine Mutter, da sie mich auf die Reha begleitete.


Gab es in der Rehaklinik eine Schule und wenn ja, wie sah die Unterrichtsgestaltung aus?


Die Schule in einer Rehaklinik kann man nur bedingt mit einer echten Schule vergleichen. Ich hatte am Tag nur 1-3 Stunden Unterricht und das auch nicht in allen Fächern. Ich wurde nur in den grundlegenden Fächern unterrichtet, also Deutsch Englisch und Mathe und konnte zwischen einem guten Angebot an Fremdsprachen wählen, in meinem Fall Russisch. Ich werde die 8. Klasse auf jeden Fall wiederholen müssen.

Auch die Reha meines Interview Partners blieb nicht vom Corona Virus verschont und so musste er diese frühzeitig und abrupt beenden. Ich bin dankbar, dass er am Tag seiner Abreise in die Heimat noch Zeit für dieses Interview hatte.

Wie hast du reagiert als angekündigt wurde, dass du die Rehaklinik so schnell wie möglich verlassen musstest und wie kann man sich so einen plötzlichen Aufbruch vorstellen?


Gestern gegen Mittag (17. März) habe ich die Neuigkeit erfahren und am Nachmittag hatte ich alle meine Sachen zusammengepackt und bin mit meiner Mutter in ein Apartment am Dresdner Stadtrand geflüchtet. Dieser plötzliche Abschied ist mir nicht leicht gefallen, immerhin habe ich fast 9 Monate in der Klinik verbracht. Es ging alles viel zu schnell und hektisch zu, ich hätte mich gern von meinen Therapeuten und Ärzten, sowie Pflegern angemessen verabschiedet. Leider wurde mir dies nicht mehr ermöglicht. Heute Abend (18. März) werde ich wieder zurück in meine Heimat fahren.



Hinweis: Diese Antworten entsprechen sinngemäß dem Gesprächsinhalt, wurden so aber nicht wörtlich wiedergegeben.



Die AG Journalistik wünscht dem Interviewpartner von Johanna gute Besserung und viel Kraft.

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